26. Oktober 2015

SCHUSTERJUNGE UND HURENKIND

"Der Schusterjunge muss unten im Keller arbeiten, das Hurenkind steht oben allein auf der Straße." Eselsbrücke für Schriftsetzer

Blindtext mit typographischen Hinweisen
Frau Schönert's Arbeitsalltag besteht aus dem Bearbeiten von Texten. Texte für bunte Magazine und Zeitschriften, die das Herz erfreuen, informieren oder neugierig machen. Ansprechend werden sie in Szene gesetzt, damit der Leser einen Aha-Effekt erlebt und im besten Fall sofort einkaufen geht...

Textbearbeitung, das hört sich wenig spektakulär an. "Total easy", denkst du jetzt. Ja, besonders easy seit der Computer erfunden wurde und die bleiernen Lettern im Setzkasten verstauben. Doch trotz modernster Schreibprogramme passieren aus Unwissenheit eine Menge Fauxpas, die den optimalen Lesegenuss stören. Wer das bildhafte Reglement der Handsetzer und Buchdrucker kennt, weiß Fehler zu vermeiden.

Hier eine kleine Auswahl der absoluten No-Gos im Schriftsatz:

Hurenkind
Als "Hurenkind" bezeichnet der professionelle Schriftsetzer die letzte Zeile eines Textabsatzes, die an den Anfang einer neuen Spalte - oder noch schlimmer - an den Anfang einer neuen Seite gesprungen ist. Das geht gar nicht!

Schusterjunge
"Schusterjunge" nennt der Schriftsetzer die erste Zeile eines neuen Textabsatzes, die einsam am Ende einer Spalte oder gar einer Seite steht. Niemals!

Zwiebelfisch
Der "Zwiebelfisch" stellt ein einzelnes Wort im Text dar, das versehentlich einen Buchstaben einer anderen Schriftart enthält. Pfui Teufel!

Für alle Buch-, Druck- und Schrift-Begeisterten, die wissenswerte Begriffe zum Handwerk erfahren möchten:

FRAUSCHÖNERT's Tipp zum Gratis-Download
Typographie-Lexikon von Eberhard Dilba
erklärt 900 Begriffe aus Typographie und Drucktechnik
>> https://eberhard-dilba.homepage.t-online.de/pdf-Dateien/Lexikon.pdf

Originelle Blindtexte wie den oben abgebildeten findest du u.a. hier:
>> http://www.newmediadesigner.de/

19. Oktober 2015

SÄCHSISCHBLAU

"Blau machen." deutsche Redewendung

Auch wenn mit dieser Redewendung offensichtlich der leere Stuhl an deinem Arbeitsplatz gemeint ist, so stammt sie dennoch aus Zeiten, in denen man Textilien ausschließlich mit pflanzlichen Farbstoffen "blau machte". Nämlich mit Indigo. Dieser Farbstoff wurde hierzulande aus dem einheimischen Fäberwaid und später aus der indischen Indigopflanze gewonnen.

Ob ich meine Blue Jeans genauso lieben würde, wenn für ihre Blaufärbung auch heute noch Urin nötig wäre, sehe ich skeptisch. Daher war die Entdeckung des "Sächsischblau" um 1743 schon eine kleine Revolution. Indigo und konzentrierte Schwefelsäure ergaben nun eine haltbare und lagerfähige Paste zum Färben. Und wer hat's erfunden? Siehe und staune: der Großenhainer Johann Christian Barth!

Wenn du genau wissen willst, wie "sächsischblau" machen funktioniert, lohnt sich ein Besuch in Coswig in der Blaudruckerei Folprecht. Sie ist eine der wenigen Druckerein, die diese alte Handwerkskunst pflegen.

Frau Schönert war da.

original sächsischer Blaudruck
Blau machen: original sächsische Handwerkskunst
Färberei
Sächsischblau wird's erst nach mehreren Tauchgängen in 2,50 Meter tiefen Färbeflotten.
geöffnete Tür zur Werkstatt im Fachwerkhaus
Am Eingang zur Blaudruckerei Folprecht wächst Indigo (im Bild rechts).
Holzmodel für den Handdruck
Handgeschnitztes Holzmodel mit einem Kantenmotiv
Reservedruck auf einer Stoffbahn
Vor dem Blaufärben wird mit dem Model Druckpapp aufgestempelt, der das Muster reserviert, damit es weiß bleibt.
Holzmodel für den Handdruck
Model mit einem Füllmuster aus Metallstiften
Holzmodel für den Handdruck
Holzmodel mit einem Einzelmotiv

FRAUSCHÖNERT's Ausflug-Tipp
Blaudruckerei Folprecht
Schauwerkstatt und Werkstattverkauf
Hohensteinstraße 82
01640 Coswig, Sachsen
www.blaudruckerei-folprecht.de

12. Oktober 2015

ANGST VORM WEISSEN BLATT

"Solvitur ambulando" lateinisches Sprichwort

Du sitzt vor einem weißen Blatt Papier und dir fällt nichts ein. Kennst du das?
Nichts ist schlimmer für einen kreativen Kopf, als eine kreative Blockade.
"Solvitur ambulando" - Es löst sich beim Gehen, besagt ein lateinisches Sprichwort. "Und los geht's!", sage ich mir jetzt und melde mich zurück aus einer dreimonatigen Bloggerpause.

Hallo Oktober!

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